Gehörlos? Was, echt?

Für unser Team ist es von hohem Stellenwert, Hörende und Taube miteinander vertraut zu machen, da sie gegenseitig ihre Leben bereichern, sei es durch ihre verschiedenen Erfahrungen, Erlebnisse, Eindrücke.

Wir möchten besonders dieses Aha-Erlebnis, welches die meisten Hörenden verspüren, die noch nie bzw. wenig über Taube und deren Sprache wissen, im Nachhinein positiv beeinflussen und ihnen ein richtiges Bild von starken, intelligenten, jeder auf seine Weise besonderen Tauben vermitteln.

 

 

 

CI, Hörgeräte... und trotzdem, was jetzt?

Nach einigen mehr oder wenigen guten Erfahrungen mit Kindern die solche unterstützenden Hilfsmittel verwenden, bzw die es nicht anders kennen, möchten wir unbedingt darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, trotzdem einem Kind eine Möglichkeit zu geben, dass es sich exakt ausdrücken kann, und nicht mit dem Gefühl lebt, nicht immer 100% verstanden zu werden.

Wir möchten an jene Eltern appellieren, die hofften, durch das CI einen "Ausweg" für ihr Kind zu finden, da sie vielleicht mit der Situation nicht vertraut, überfordert, oder sonstiges waren. Das Coclea Implantat kann schon merklich das Hören verbessern, aber das Kind wird die Welt trotzdem nie so hören und wahrnehmen wie ein Mensch ohne Hörbeeinträchtigung.

Also - warum einem Kind nicht beide Möglichkeiten bieten? Das erhöhte Hörvermögen noch zusätzlich mit Gebärdensprache unterstützen, zu einer wahrheitsgetreuen Unterhaltung verhelfen, wo ihr Kind sich genau so ausdrücken kann wie es möchte, und auch verstanden wird.

 

www.plig.at

 

CODA-Kinder (Children Of Deaf Adults)

Coda-Kinder und Jugendliche berichten oft von Erfahrungen aus der Familie, wo sie den Job eines Dolmetschers, eines Telefonvermittlers, oder gar als Assistenten übernehmen müssen, da es für die Eltern einfacher ist, und sie sich nicht lang und breit mit etwas auseinander setzen müssen. Allerdings wissen viele nicht, welche Belastungen sie damit ihren Kindern zusprechen.

 

www.coda-eltern-treffen.at

 

Zitat eines Coda-Kindes: "Meine Eltern versuchten anfangs auch manchmal mich dazu zu bewegen dass ich für sie ein Gespräch dolmetsche, den Doktor anrufe, oder für sie beim Italiener zu bestellen. Immer mit dem Satz, wenn du das nicht willst, musst du ja nicht! Doch wer sagt als Kind schon nein? Als ich älter wurde, verstand ich: Wenn ich meinen Vater mal der Rezeptionistin entgegen schiebe, und beobachte wie er das alleine macht- bemerke ich die Reaktion dieser Frau. Zuerst sieht sie hilfesuchend in meine Richtung, aber ich stelle mich taub. Und zwinge sie somit, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Sie erfährt etwas neues, sie erfährt wie man mit einem Gehörlosen kommuniziert, sie spricht langsam und deutlich, und notfalls zückt sie Block und Stift.
Klar, manchmal ist es für Eltern und auch Kinder einfacher, wenn nun mal das Coda-Kind zum Hörer greift, aber dies sollte nur der Fall sein wenn es vom Kind ausgeht, ohne dass es das Gefühl hat es muss. So werden auch die Erwachsenen in ihrer Kommunikation mit Hörenden gefördert, und vielleicht ist ja sogar diese Rezeptionistin, durch dieses kurze Gespräch und der Unterhaltung, die sie danach zwischen mir und meinem Vater beobachtete, so interessiert, dass sie sofort in ihrem PC nach dem nächsten Gebärdensprach-Kurs sucht."

                                                             N-A.R. CODA und Snowboardlehrerin

 

"Dadurch dass ich mich damals sehr viel in Lautsprache - also auf Deutsch - ausgedrückt habe, hatte ich sehr schnell das Gefühl, dass meine Eltern Sachen nicht verstehen. Natürlich haben meine Eltern mich verstanden. Aber sie hätten das auf Deutsch nicht ausdrücken können, sondern nur in Gebärdensprache. Die haben sie mit mir aber nicht benutzt."

                                      Sabine Goßner, CODA und Gebärdensprachdolmetscherin